Aus " Die gefesselte Phantasie " - von Ferdinand Raimund

 
 
Der Heurige ist ja ein Göttergetränk,

Er wirft oft die schönsten Leut` unter die Bänk.

Und wer bei Nacht will die Sonne scheinen sehn,

Der därf nur recht spät noch zum Heurigen gehn,

Drum Brüderln, ich rat eng`s, ein Heurigen trinkt`s !

Der Heurige gibt einem Menschen erst Lust,
Er stärkt ihm die Leber und frischt ihm die Brust,
Er bringt die Leut` früher in Himmel hinein,
Denn mancher, der`n trunken hat, wird schon dort sein,
Drum, Brüderln, ich rat eng`s, ein Heurigen trinkt`s !
Der Heurige kennt kein` Parteilichkeit nicht,

Er laßt sich nicht spicken, er tut seine Pflicht,

Sei`s Graf oder Bettler, da schützt gar kein Nam`,

Der Heurige packt ihn und reißt ihn zusamm`,

Drum, Brüderln, ich rat eng`s, ein Heurigen trinkt`s !