Die Weindegustationsrunde   ---   Koster Walter erzählt

Da muß ich euch eine interessante und lustige Begebenheit vom vorigen Sonntag erzählen. Wir waren zu einer Weinpräsentation vom "Winzer Holzman & Partners" ins Hotel Marriot eingeladen, oder war's das Imperial, ich weiß es nimmer genau. Den Winzer Holzmann hättet ihr sehen sollen. Ich kenne ihn aus seinem Betrieb, dort ist er immer ganz natürlich, wenn auch immer etwas abgearbeitet und nach Schweiß riechend, mit Schwielen an den Händen, etc. Doch sonntags war er total anders, voll durchgestylt, mit rasierter Glatze und sein violett neonfärbiges Designermascherl kontrastierte interessant mit seinem Zweigelt Kabinett, 1993. Und erst die Sprache, er sagt nicht mehr "Darf ich ihnen meinen Weißburgunder 1994 kosten lassen“ ?, sondern "Darf ich ihnen unseren superb vinifizierten Pinot blanc des Jahrgangs anno domini 1994 zur Degustation kredenzen?“  Auch seinem Namen hat Herr Holzmann ein neues Design gegeben. Er nennt sich jetzt X. R. Holzman und seine zwei, stets griffbereiten Handys vermitteln pure Professionalität. Auf meine Frage, wer ihm denn dieses Update verpaßt hätte, erzählte er mir, daß es heutzutage nur mehr mit Hilfe von Vollprofis aus anderen Branchen möglich sei, moderne und kreative Weinschöpfungen gut zu vermarkten. Wer nicht ständig an seiner CI feilt und den Point of Sales aus den Augen verliert, wird untergehen, ehe er noch auferstanden ist. Es sei ihm durch die neue Linie gelungen, seinen Verkaufspreis für Flaschenweine im Durchschnitt um über ATS 50,- ­gegenüber vorher zu erhöhen, wenn auch bei einer Erhöhung der Kosten um etwa ATS 85.- Doch was soll's, er sei jetzt ein angesehener Winmaker, vertreten in den meisten in - und ausländischen Weinführern und das zu erträglichen Einführungskosten. Außerdem steht auch der Sprung über den "Großen Teich" unmittelbar bevor. In den USA wird nämlich gerade ein Weintest durchgeführt, wo auch Specials aus der "Winery Holzman & Partners" beurteilt werden. Die Ergebnisse der Degustationen werden in den nächsten Tagen in der amerikanischen Drink & Food - Presse erscheinen. Im Zeitalter der "Datenhighways" ist es gar nicht mehr notwendig, zerbrechliche Weinflaschen als Weinproben über den Atlantik zu fliegen. Österreichische Fachjournalisten können die Kostergebnisse in der Nacht, zu ermäßigten Tarifen, durch die Datennetze spielen und so den amerikanischen Kollegen eine Menge Arbeit abnehmen. Auf meine Frage, wer mit Holzman noch auf den großen USA - Deal hofft, da die Firma ja "Holzman & Partners" heißt, antwortete mir der "Winemaker" : Nun, ein Partner ist die Werbeagentur "We make Winemakers", die meine "Fullhouse-Expansion" und „ State of the Art -  Marketingaction" vorfinanziert und noch keinen Schilling gesehen hat. Beim zweiten Partner, der lieber als stiller Teilhaber wirkt, handelt es sich um unser Finanzamt, welches auch schon sehnsüchtig auf die hoffentlich bald eingehenden Großbeträge wartet und der dritte Partner ist unsere Sparkasse, der ich leider auch noch 6,4 Mill. ATS schulde.