Eine
„hochrangige" Kostrunde :
Ein Kostleiter, ein Sommelier, die " Weinexperten" Helmut,
Walter,
Wolfgang, Erich, ein Pfarrer, ein Politiker und ein Meisterkoch. |
Koster Wolfgang :
Das Erlebnis, das ich heute erzählen möchte, hat wie bei Koster Helmut mit
der Weiterbildung zu tun, die ja bei uns Spitzendegustateuren mächtige
Anstrengungen erfordert. Nachdem bei der Degustation "Creation
Pinot blanc 1993“ wie so oft, bei einigen Weinschöpfungen
"Aristokratische Töne" auftraten und sich nicht alle Koster
über die Art und den Charakter dieser Erscheinung einigen konnten,
beschloß ich, der Sache auf den Grund zu gehen. Es müßte doch möglich
sein, in einem Land wie Österreich, mit seiner unerreichten Tradition
auf aristokratischem Gebiet, den nötigen Background zu finden, dieses
leidige Problem in den Griff zu bekommen und endlich aufzuklären. Als
erstes mußte ich nun einen geeigneten Familiensitz aufspüren, der möglichst
ohne Unterbrechung jahrhundertelang vom allerhöchsten Hochadel bewohnt
wird. Ich fand es im Schloß "Herrensitz zu Finkenstein, welches
noch den Vorteil aufwies, relativ einfach zugänglich zu sein. Nun
konnte endlich meine Suche nach den "Aristokratischen Tönen"
beginnen. An einem schönen Septembertag war es dann soweit, ich schloß
mich einer Führung durch die Gemächer des Schlosses an. Nach der
Besichtigung einiger Räume sonderte ich mich von der Gruppe ab und
begann auf eigene Faust in den altehrwürdigen Gemäuern zu forschen.
Meine Suche galt dem Schlafgemach des alten Adelsgeschlechtes, da ich
dort die stärksten aristokratischen Eindrücke erwartete. Mein Ziel war
es, festzustehen, ob es möglich war, mit den geschärften Sinnen eines
geschulten Weindegustateurs, die im Wein gefundenen Eindrücke hier
wiederzuerkennen. Die Schlafgemächer waren bald gefunden und ich fing
an, mit sämtlichen Sinnen den Odem der Aristokratie in mich
aufzunehmen. Dabei muß ich, um auch im hinteren Rachenraum genügend
Eindrücke spüren zu können, ziemlich laute Geräusche von mir gegeben
haben. Meine aufgekrempelten Hosenbeine, um auch die empfindlichen Waden
einzubeziehen, dürften auch kein alltäglicher Anblick gewesen sein.
Der Schloßwächter, der mich so sah, bekam ganz große runde Augen und
rannte wie ein Verrückter weg.
Was dann folgte, will ich nur ganz kurz
erwähnen. Nach etwa 10 Minuten hörte ich die Sirene eines
Rettungswagens und kurze Zeit später verfrachteten mich 4 stärkere Männer
gegen meinen Willen in das Fahrzeug und ab ging die Post. Meine
lebhaften, aber wahrheitsgetreuen Schilderungen bewirkten bei den Männern
nur ein vielsagendes, sehr verständnisvolles Kopfnicken und brachten
mir eine Beruhigungsspritze ein. Ich fand dann endlich den vorher so
sehnsüchtig erwarteten Zusammenhang zwischen den aristokratischen Tönen
im Wein und denen im alten Schloß. Ungeheure Emotionen kamen auf, mein
Ich rotierte, die Inhaltsstoffe spielten am Gaumen und ich hatte einen
phantastischen Abgang ...
Das Gesicht über dem Bett kam mir bekannt vor, obwohl es durch den
Vollbart kaum zu erkennen war. Listige Augen lächelten. mir freundlich
zu. Da kam mir die Erleuchtung, es war ein guter Bekannter, nämlich
Dozent DDDr. Heinz-Peter Haubenstein,
Weingourmet der ersten Stunde, Weinbruder seit über 20 Jahren, Besitzer
von 8 nationalen und 63 internationalen Weinführern, regelmäßiger
Besucher aller in den Weinführern genannten Nobelbetrieben, eine
Kapazität auf dem Gebiet der Psychiatrie und der Vinologie. Gott sei
Dank, daß ich in seine Hände gefallen war. Er erkannte mich
sofort, befreite mich aus der Zwangslage und klärte die Mißverständnisse
auf. Dann lud er mich in sein elegantes, holzgetäfeltes Dienstzimmer.
Er kredenzte mir aus seinem Eurocave Weinklimaschrank
"Creation noblesse", Ausführung in antiker
Limousin-Eiche, einen exzellenten Chateau Margaux, 1 er Grand Cru
Classe', Jahrgang 1989. Dabei lächelten seine Augen listig, als er
bemerkte : " Spürst du die aristokratischen Töne ? „
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