Von der Rebe    .....    von Joh. Nepomuk Vogl

 
 

Mond erzählt zur Nacht den Reben
Manch ein Märlein selt`ner Art,
Laßt sie sanft erschauernd beben,
Kindern gleich, noch jung und zart.

West erzählt den luft`gen Ranken
Viel von seiner Wanderschaft,
Daß sie reiselustig schwanken,
Zürnend fast auf ihre Haft.

Tau, die stille Himmelsträne,
Schwärmt von Wolken goldbesäumt,
Die da ziehn als luft`ge Schwäne,
Bis die Rebe selig träumt.
Sonne aber, heiß von Liebe,
Küßt die Rebe still entzückt,
Bis entflammt zu gleichem Triebe
Sie zu ihr in Tränen blickt.


Wundert euch darum nicht länger,
Daß im Wein so selt`ne Kraft,
Die auch selbst dem ärmsten Sänger
Sein versäumtes Eden schafft.